
"Hands up for more": Wie die IHF Frauen-WM 2025 Female Empowerment im Handball vorantreibt
Veröffentlicht am
von Mara Kottke
Wenn diesen November die IHF Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland und den Niederlanden angepfiffen wird, steht weit mehr auf dem Spiel als nur der Titel. Unter dem Motto „Hands up for more“ nutzen die Weltmeisterschaft und der Deutsche Handballbund (DHB) das Großereignis, um Female Empowerment im Handball sichtbarer und nachhaltiger zu machen – und setzen damit ein starkes Zeichen für Gleichstellung und Vielfalt im Sport.
In diesem Insight:

„Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“
Saskia Lang, ehemalige Nationalspielerin und heute Marketing Managerin beim DHB, spricht im Interview Klartext: „Wir sind von Ländern wie Dänemark oder Norwegen noch weit entfernt, was die Wahrnehmung und Wertschätzung des Frauenhandballs angeht.“ Während dort Frauenhandball selbstverständlich in den Medien präsent ist, kämpft man in Deutschland noch um Sendeplätze im Free-TV und um die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit.
Die Diskrepanz zwischen Männer- und Frauenhandball ist nach wie vor groß – bei Übertragungen, Einschaltquoten und finanziellen Rahmenbedingungen. „Wir müssen unsere eigenen Fans begeistern und sie dazu bringen, die WM live zu erleben. Erst dann können wir auch außerhalb der Handball-Bubble mehr Aufmerksamkeit schaffen“, so Lang.
Female Empowerment als gelebte Verbandsstrategie
Mit der Kampagne "Hands up for more" hat der DHB eine Plattform geschaffen, die Female Empowerment in den Mittelpunkt rückt. Saskia Lang betont, dass es dabei nicht um Quoten geht, sondern um echte Teilhabe: „Wir schaffen gezielt Plattformen für Frauen – im Ehrenamt, in Gremien, im Präsidium. Mehr als 50 Prozent der Volunteers bei der WM sind weiblich. Wir wollen zeigen, was Frauen im Handball leisten können.“
Die Kampagne umfasst zahlreiche Maßnahmen: von der kostenlosen Ausbildung weiblicher Schiedsrichterinnen über Miniturniere bis hin zur deutschlandweiten Ball-Tour, bei der Vereine unter dem Motto "Hands up for more" eigene Aktionen organisieren. Besonders stolz ist Lang auf die Social-Media-Initiative „Voices for more“, die Spielerinnen eine Stimme gibt und junge Mädchen und Frauen ermutigen will, ihren eigenen Weg zu gehen. Auch über Tabuthemen wird bei der Initiative gesprochen.

Equal Pay: Fortschritte und Grenzen
Ein wichtiger Schritt: Im DHB erhalten Nationalspielerinnen und -spieler für den gleichen Aufwand die gleichen Tagegelder. „Equal Pay heißt für uns: Gleicher Aufwand, gleiche Entschädigung. Bei Prämien und Gehältern müssen wir aber die wirtschaftlichen Realitäten anerkennen – die Einnahmen im Frauenhandball sind einfach noch geringer“, erklärt Lang. Sie sieht die Aufgabe beim Verband, überall dort für Gleichstellung zu sorgen, wo es möglich ist - und das aus eigener Überzeugung.
Die WM als Katalysator für Veränderung
Die Frauen-WM 2025 ist für den DHB mehr als ein sportliches Highlight – sie ist eine Bühne für Empowerment und ein Spielfeld für nachhaltige Veränderungen. „Wir wollen, dass die Arenen voll sind, dass kleine Mädchen Handball cool finden und echte Vorbilder bekommen“, sagt Lang. Die Hoffnung: Sportlicher Erfolg und eine starke mediale Präsenz könnten dem Frauenhandball den entscheidenden Schub geben.
Medien, Sponsoren und die Verantwortung für Gleichstellung
Lang sieht Medien und Sponsoren in einer Schlüsselrolle: „Es braucht mutige Partner, die nicht nur Geld geben, sondern gemeinsam mit uns Inhalte entwickeln und Female Empowerment wirklich leben.“ Unternehmen wie ALSCO, die sich als exklusive Ligasponsoren engagieren, zeigen, wie eine Win-win-Situation für beide Seiten entstehen kann.

Vision: Frauenhandball als Selbstverständlichkeit
Saskia Langs Wunsch für die Zukunft ist klar: „Ich möchte, dass wir uns nicht mehr darüber unterhalten müssen, ob Frauenhandball im Fernsehen gezeigt wird – es soll einfach selbstverständlich sein.“ Dafür braucht es mehr Sichtbarkeit, mehr weibliche Vorbilder und mutige Frauen, die Führungspositionen übernehmen.
Die Kampagne "Hands up for more" soll nicht mit dem Schlusspfiff der WM enden, sondern als Fundament für weitere Initiativen dienen. Denn Female Empowerment im Handball ist kein Trend, sondern schon längst eine Bewegung – und die WM 2025 könnte ihr den entscheidenden Impuls geben.